12.02.2013

We Are Augustines - Rise Ye Sunken Ships




I'm a bowl of bruised fruit
inside a chapel of shiny apples.


Manche kennen We Are Augustines vielleicht bereits aus dem Abspann des Red Bull Extremsport-Werbeclips mit Überlänge The Art of Flight - so bin ich zumindest auf die Band gestoßen.
Diesen einen Song (The Chapel Song) mehrmals in Endlosschleife und ein paar YouTube-Clips später konnte ich nicht mehr widerstehen und musste mir das ganze Album zuzulegen.

Man muss in der richtigen Stimmung für Rise Ye Sunken Ships sein. Schon allein thematisch ist es sicherlich kein Album für feucht-fröhliche Twisterabende. Es geht um Abschiede, Versagen, Verzagen, Tod. Und auch, wenn er immer mal den Kopf hochreckt, der Aufruf zum Aufbruch zu neuen Ufern, so ist er sicherlich nicht stark genug, um überzeugend zu klingen. Genauso wie die Schellenkränze und spannungsgeladenen Rhythmusgruppen, die immer den ganz großen Refrain ankündigen, meist aber das Versprechen schuldig bleiben. Doch das ist nur minder schlimm, denn so haftet dem Album eine Gelassenheit an, die es ebenso schafft zu überzeugen. Man wird das Gefühl nicht los, dass The Killers, Kings of Leon und Mumford and Sons sich zum Skatspielen getroffen, dann aber doch lieber Musik gemacht haben. Calebs dramatische, kratzige Lead-Vocals, die Killersche Lässigkeit und Modernität und eine ordentliche Portion Folk plus Begleitinstrumente von Marcus und Crew. Und der Heartland Rock hat da auch noch irgendwo seine Finger im Spiel. Der Gesang ist eindringlich, während sich die Instrumente vorwiegend zurückhalten, um ihm Raum und die nötige Aufmerksamkeit zu geben. So ist East Los Angeles schon beinah eine reine Akustik-Version.  Auch wenn es über ein kurzes Gitarrensolo hier und da nicht hinausgeht, wurde die Begleitung nicht dem Zufall überlassen, wirkt durchdacht und liebevoll arrangiert. Im Instrumental am Ende der Platte verkünden die Trompeten dann doch irgendwie den Aufbruch - aber sie sind leise, man muss gut hinhören, vor allem muss man auch selber aufbrechen wollen. 
Und ja, auch meinen Ausgangssatz muss ich korrigieren: Man kann Rise Ye Sunken Ships sicherlich in vielen Stimmungslagen hören, als unaufdringliches Hintergrundgedüdel bietet es wenig Ablehnungspotential. Aber die wahre Schönheit, die entfaltet sich erst, wenn man auch bereit ist ein bisschen dorthin zu gehen, wo es weh tut.


VÖ: 23.08.2011 bzw. 05.03.2012 auf Oxcart Records


And the howling of hardship and heartache
kneeled and grinned in his face.

And here lies my green eyes
rolled back in my head, but they're alive.



10.02.2013

From Here To Fame

Es folgt eine herzlichste Dokumentar-Empfehlung meinerseits:

Style Wars

Eine Doku über die HipHop- aber v.a. die Graffiti-Kultur der 70er und frühen 80er Jahre. Um mir pures Zitieren (was ich im Endeffekt wahrscheinlich versaut hätte, sodass mir mein nicht vorhandener Doktortitel aberkannt und ich dann quasi einen Titel im Minus stehen würde - und das schon vor dem Bachelor!) zu sparen, habe ich mit dem oberen Link einfach mal auf die Website des Projektes verwiesen, auf der eigentlich alle offenen Fragen geklärt werden. Sollte dies nicht der Fall sein, ist meine Wenigkeit dann sowieso nicht mehr im Stande weiterzuhelfen.

"I can sure as hell tell you, that it's a crime."

Am tollsten an Style Wars finde ich, dass das Projekt einfach schon einige Jahre auf dem Buckel hat. Faktisch ist es damit - von heute aus betrachtet - eine geschichtliche Doku. Geht man aber vom Entstehungsjahr 1982 aus, war sie damals ja direkt am Puls der Zeit und schafft es so ohne dauernde Rückblenden (ja gut, es wird kurzzeitig auf die 70er verwiesen, meinetwegen.) und Zeitzeugen, die mittlerweile schon 19823587154 Jahre alt sind, auszukommen. Und ja, jetzt kommt es das nervigste Worte im neuen Jahrzehnt: Authentizität (die, was momentan alle Indie-Bands und Superstar-Teilnehmer gleichermaßen versuchen, aber nur in sehr geringem Maße schaffen, dafür aber die Poetry-Slammer, ja diiee sind alle furchtbar authentisch; was Oma voll drauf hat; überbewertet). Aber wie die Jungs dort mit ihrem Kamm im Haar und der Skibrille auf der Stirn stehen, wie die Mädchen dieses komische Spiel mit den zwei Hüpfseilen spielen (irgendwas mit Double Dutch oder so heißt das doch, nicht?), über das Disney irgendwann auch mal einen Teenie-Film produzierte und wie die ganze Zeit über versucht wird, dieses neue, komische Graffiti irgendwie zu definieren, einzuordnen, wie Polizisten und Bürgermeister höchstmoralisch den Wurstfinger erheben, dass es zuerst einfach darum ging so oft wie möglich seinen Namen in der tristen Stadt zu sehen und noch kein Schwein irgendeinen Begriff von Street Art hatte, wie die kleinen Jungs die großen anhimmeln, geleitet werden, in der Hoffnung irgendwann auch mal ganz groß zu sein, wie sich das erste Mal auf Kopf und Schulter im Stil dieses akrobatisch entarteten Breakdance gedreht wird - all das bereitet einfach unheimliche Freude während der einstündigen Zeitreise in die frühen 80er.

Entdeckt habe ich das gute Stück übrigens im Burgeramt in Friedrichshain, wo es als Hintergrundbeschallung zum mega-leckeren Burger-Genuss (unbedingt zu empfehlen!) lief.

So, und da ja im Internet alle faul sind und in der heutigen Zeit sowieso (und die Jugend, hach, auf die will ich gar nicht erst eingehen...) stelle ich euch alle 5 Teile der Dokumentation gleich hier zur Verfügung. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, ist gerade der letzte Teil in Deutschland aufgrund von Musikrechten der GEMA gesperrt. Da ich bis jetzt noch nie richtig Muse und Zeit hatte, mich mit irgendwelchen Hacks rumzuschlagen, bei denen der Laptop und damit auch Youtube und letztendlich auch die doofe GEMA (haharr) denken, ich wäre rechtmäßig nicht-deutsch, musste ich diesen Teil leider auslassen.

Falls jemand anderes also Lust und Zeit hat, mir zu erklären wie das geht, dann steht euch die Kommentar-Funktion jederzeit helfend zur Seite.
Oder ihr fasst mir den letzten Teil einfach in ein paar Zeilen zusammen, wie ihr wollt.









So, und wem das jetzt immer noch nicht Graffiti genug war, hier jetzt noch The MTN Diaries. Zwar auch schon etwas älter, aber ebenfalls sehr sehenswert:



 From Style Wars to Dirty Handz, a handful of graffiti movies definitely marked the previous decades. Today http://www.montanacolors.com and http://www.allcity.fr celebrate the launching of the "94" spraypaint, and take this occasion to support the production of an original movie, The MTN Diaries. The film sticks to the reality of graffiti as it is, and tries without any bias to transcript at its best the energy and raw talent of today’s actors of the scene, whether it’d be in the streets, on trains, on walls or in the galeries.
For this first 34mn chapter shot during summer 2009, meet up with Horphe, Tomek, Se and Gues in the streets of Paris / Seen from New York in his parisian workshop / Metro, Afiler and their sidekicks in Belgium train yards / Twist & Amaze from San Francisco on their journey in Lyon for an unusual performance / Pro & Koolfunc GT and Seb FMK painting in their favorite playgrounds / Honet and his guests for a catacomb mission... Enjoy the show.


Nebenbei lassen sich übrigens super original sündhaft teuer, weil für viel Geld importierte Maccaroni&Cheese mit dem einzigartigen Käsepulver-Überzug spachteln. Die lähmen dann auch dank Fresskoma ausreichend, um den ersten Impuls, mit der kleinen Fahrradlack-Flasche in die Nacht zur Monster-Bombing-Aktion aufzubrechen, erst einmal zu dämpfen.

04.02.2013

Wie Phoenix aus der Asche

Achtung, Achtung! (Ground-)Breaking News!!


... na? ... bereit?


FALL OUT BOY SIND ZURÜCK! JAWOLL!  Mit neuer Single (My Songs Know What You Did In The Dark (Light Em Up)), neuem Album mit höchst ambitioniertem Albumtitel (Save Rock and Roll) Anfang Mai, extrem kurzfristiger Überraschungstour (am 1.3. im Bi Nuu, Berlin; ich werde leider leider leider nicht kommen können und mich Freitag Abend im weit entfernten Auenland langsam und schmerzvoll in den Schlaf weinen - bevor ich am nächsten Tag mit Vollgas in den Skiurlaub düse) und ausgedehnter USA-Tour im Mai/Juni.
Sogar ein Video zur neuen Single gibt's schon:


Zwar gingen gestern schon die ersten (ziemlich glaubwürdigen) Gerüchte (u.a. ein Jimmy Kimmel Auftritt am 13.02.) um, die heute bestätigt werden sollten, aber DAS konnte ja keiner erwarten. Obwohl ich gestern schon nach der grandiosen Nachricht wie ein Flummi durch den Berliner Altbau sprang, bin ich von einem Album und Video frühestens Ende 2013 und ein paar vereinzelten Festival-Auftritten ausgegangen. Tja, da haben sie mich wieder gekriegt, die Lümmel!

Natürlich fehlt es dem neuen Video auch nicht an Symbolik: Alles Alte wird vom Gangsta-Styler mit weiblicher Entourage verbrannt (unter anderem auch die erste größere LP Take This To Your Grave, die dieses Jahr 10jähriges Jubiläum feiert) und Fall Out Boy sitzen gefesselt im stadttauglichen Gelände-Jeep. Die Gesichter natürlich noch maskiert.
Es ist dem Video noch nicht direkt anzusehen/anzuhören, was man bei dem neuen Album erwarten darf. Wahrscheinlich wird es sich noch mehr von dem klassischen PopPunk von einst (From Under The Cork Tree, Infinity On High) entfernen und stärker in die Dance-Synthesizer-Richtung à la I Don't Care gehen, aber das ist nur eine Vermutung. Aber Fall Out Boy waren ja schon immer irgendwie pompöser als der Rest, irgendwie schriller und harmonischer zugleich, irgendwie eine Sache für sich (man nehme nur die - mit wenigen Ausnahmen - konstant langen Songtitel, die fast einer Kurzgeschichte gleich kommen). Und solange Pete Wentz immer noch so wundervolle Texte schreibt, kann er meinetwegen jeden Beat unter den Song legen, den er will. Nur, dass ich mit Wentz' Nebenprojekt Black Cards einfach nix anfangen kann, das möge er mir verzeihen.
Die sich sukzessiv verbessernden Vocals Patrick Stumps - die bei so ziemlich jeder Release von FOB ein Thema sind - klingen im neuen Lied ein wenig nach einer Michael-Jackson-Immitation. Wahrscheinlich ist er noch immer nicht ganz aus dem Beat It-Cover-Trauma erwacht. Aber man wird sehen.

An einer Sache lassen die Jungs mit dem neuen Video jedoch keine Zweifel:
Es wird heiß. Und es wird brennen!

Aber es gibt noch mehr Grund zur Vorfreude:
Prinz Pi bringt Ende März das neue Album Kompass ohne Norden heraus, Casper bastelt unter Einschluss der Öffentlichkeit ebenfalls an neuen Tracks und Destiny's Child haben gestern/heute beim Superbowl bewiesen, dass da noch ein ganz schönes Feuer unter den drei knackigen Damenhintern brennt (Nagut, vor allem hat es Beyoncé gezeigt, aber die Frau ist nun auch eine Klasse für sich. Da dürften sich doch mittlerweile alle einig sein, nicht?). Man darf also gespannt sein.



Apropo Superbowl: Nachdem ich letztes Jahr voller Überraschung über die Übertragung des Superbowls im deutschen Fernsehen gestolpert bin (Wer hätte das gedacht?, dachte ich mir), habe ichdieses Jahr das erste Mal fett mit Chicken Wings, Cola, Ami-Dutt und Cincinatti-Jogginghosen die Live-Übertragung in Gesellschaft celebriert. Es war wunderbar!

Eigentlich liebe ich American Football ja schon seit meinem achten Lebensjahr. Damals kam nämlich der wunderbare Film Little Giants im Fernsehen und wurde mir von meinem Onkel auf einer VHS-Kassette (naaaa, wer weiß noch, was das ist?) aufgenommen. Von dem Tag an fand ich im Schlamm wälzen cool, wollte Go-Kart fahren und nur noch Icebox genannt werden. Wurde jedoch nichts mit der großen Football-Karriere. Und da auf Eurosport immer nur Dart oder Pokern kam, konnte ich den Anderen nichtmal dabei zusehen.


Glücklicherweise gibt es nun - immerhin über zehn Jahre später - zahlreiche Internetstreams, Liveticker und deutsche Fernsehsender, die den Superbowl übertragen.
Irgendwann gehen eben doch ein paar Kinderträume in Erfüllung.

'Meine' San Francisco 49ers haben dann zwar doch noch nach einer mörderischen Aufholjagd haarscharf 31:34 gegen die Baltimore Ravens verloren und mir ging aufgrund der Zeitverschiebung und dem heutigen Dienstplan eine komplette Nacht verloren, aber wie die Jungs sich da um dieses Stück (Kunst-)Leder gestritten haben ... süpér!
Während des kurzzeitigen Stromausfalls im Stadium regnete es natürlich Bane-Anspielungen vom Himmel aller Social Networks. Aber bald darauf ging das Licht ja wieder an, es brauchte nur ne kurze Atempause von der schönen Beyoncé, nehme ich an.

Und da ich grad schon so halbwegs in unbekannten R'n'B-Gefilden treibe: Der Justin (ja, der, der mal was in so 'nem Mäuse-Club mit der kleinen Britney hatte) steht auch kurz vor der Wiederveröffentlichung. Zur Superbowl-Show durfte der aber nicht auftreten. Einmal Nippel-Piercing-Sonne waren schon genug Zumutung für das arme, amerikanische Publikum.