Wenn ich mit 65 auch nur halb so cool sein werde wie Patti Smith, dann kann ich nicht alles falsch gemacht haben im Leben.
Am Mittwoch Abend wurde das Berliner Tempodrom in eine längst vergangene Zeit versetzt, in eine Zeit als Sex, Drugs & Rock 'n' Roll noch hielten, was sie versprachen, Peace & Love noch nicht zur verklärten Hippie-Romatik degradiert wurden und man fest an 'People have the Power' glaubte.
Patti Smith rockte - und rockte und rockte und rockte. Kommunikation mit dem Publikum gab's reichlich und die kurzen Pausen am Bühnenrand entschuldigte sie mit "I'm not doing drugs. It's just a nose-spray." Kann man jetzt glauben, muss man nicht. Ist am Ende auch egal. Wenn die alte Schule sich noch einmal die Ehre gibt, dann werden Lieder auch mal kurz vorm Refrain abgebrochen ('Because the night'), weil halt noch nicht alles passt. Dann wird alles passend gemacht und es kann ein zweites Mal angestimmt werden - der Stimmung tat's keinen Abbruch. Zum Schluss dann noch stilgerecht die Gitarrenseiten zerreißen und vorbei war das Berlin-Konzert der Godmother of Punk.
Den einzigen Minuspunkt gibt's für den leider viel zu klein und viel zu unorganisiert aufgebauten Merch-Stand - wobei sich diesbezüglich der konsumgeile drängelnde Konzertgänger auch ein wenig an die eigene Nase fassen muss.
Auf dem Weg zur U-Bahn kamen wir dann noch am Seiteneingang vorbei und konnten direkt hinter der Absperrung noch einen Blick auf Ms. Smith auf dem Weg zum Tourbus erhaschen. Autogramme gab's zwar nicht, aber der Abend war trotzdem rundum gelungen.
Die Bilder sind in mieser Handyqualität, aber ich schleppe meine gute Kamera bestimmt nicht in eine Meute rockender Mittfünfziger. Das Video hat 'ne bessere Qualität, ist allerdings nicht von mir.
Auch wenn man beim Wort Pirat sofort an die bärtigen Typen
mit Hinkebein denkt, ist im Laufe des letzten Jahrhunderts eine zweite
Piratenkultur entstanden: Gekentert werden keine Schiffe mehr, sondern
zahlreiche Funkmasten vorwiegend in Europa. Und anders als bei der normalen
Piraterie, kann die breite Masse davon eigentlich nur profitieren.
Wie der Name schon vermuten lässt, senden Piratenradios ihre
Beiträge schwarz – also ohne Lizenz. In Ausnahmefällen gibt es auch sogenannte
„Störsender“, die auf der Frequenz eines anderen Programms senden und somit den
eigentlichen Sender überlagern.
Obwohl die ersten Piratenradios historisch betrachtet (oder
auch Piratensender, wie sie offiziell genannt werden) ihren Ursprung an der
Grenze zwischen den USA und Mexiko hatten, entwickelten sich die klassischen
Sender erst in den 60er Jahren in Großbritannien. Doch anders als in den USA
ging es hierbei weniger um kommerzielle als vielmehr idealistische Motive. Die
BBC (British Broadcasting Corporation) konnte die populäre ‚Massenkultur’ mit
Rock ’n’ Roll und den Beatles einfach nicht mit ihrem von der Regierung
auferlegten Bildungsauftrag vereinen. Und so blieb den vielen ambitionierten
Sendungsmachern, die eben gerade an diese ‚unsinnige Musik’ ihr Herz verschenkt
hatten, nichts anderes übrig, als sich ein Boot, ein Mikrophon und die
Lieblingsplatten zu schnappen und hinaus aufs weite Meer zu segeln.
Diese ersten Piratensender, die sich fern auf hoher See
befanden, wurden (und werden auch noch) „Offshoreradio“ genannt. Das Funken von
See aus verschaffte zwei große Vorteile: zum einen war man relativ sicher vor
staatlichen Zugriffen und zum anderen besaß man gerade im Wasser eine
fantastische Erdung.
Natürlich breitete sich die neue Radiokultur vor allem über
internationale Gewässer relativ zügig in weitere Teile Europas aus. Zu den
ersten europäischen Piratensendern zählen Radio Mercur (1958) vor der Küste
Dänemarks und Radio Veronica vor der niederländischen Küste. Die höchste
Popularität in England erreichten Radio Caroline und Wonderful Radio, welche ab
1964 sendeten.
Da das Publikum vor allem aus jungen Hörern bestand, waren
auch die Sendungen ähnlich gestaltet: Fetzige Werbejingle, coole Moderatorensprüche
und DJ’s mit Popstar-Status (z. B. Kenny Everett, John Peel oder Johnnie
Walker).
Wie immer hatte auch die Wissenschaft keinen
unwesentlichen Anteil an der
Verbreitung der illegalen Sender. Das Transistorradio kam ungefähr zeitgleich
aus dem technischen Uterus geschlüpft und ermöglichte eine örtliche
Ungebundenheit.
Diese Aufmüpfigkeit halbgewalkter Jugendlicher mit unschönem
Musikgeschmack konnte das britische Parlament natürlich nicht einfach so
hinnehmen. Taten sie auch nicht.
Der Marine Broadcasting Offences Act wurde erlassen und
führte zum Einstellen fast ausschließlich aller Sender. Einzig Radio Caroline
hielt noch einige Jahre durch, bis auch das 1968 seine Segel hisste und nach Holland aufbrach.
Selbst wenn damit der große Piratensender-Boom ein
frühzeitiges Ende erfuhr, sind solche Sender auch heut noch allgegenwärtig.
Allerdings haben sich die Arten mit den Jahren etwas differenziert.
Mittlerweile unterscheidet man zwischen drei verschiedenen
Sendeintentionen. Zunächst gibt es natürlich immer noch Leute, die versuchen
aus der ganzen Geschichte einen kommerziellen Nutzen zu ziehen. Es kann sehr
förderlich für das Sparschwein sein, wenn man zwar Geld für die Werbungen einnimmt, die man schaltet,
allerdings keine Abgaben für die Sendelizenz zu tätigen hat. Zusätzlich gibt es
noch Sender, die politische Botschaften vermitteln wollen und Einzelpersonen,
die vom Tüfteln und der Technik einfach so begeistert sind, dass sie es selber
mal ausprobieren möchten.
Im Grunde genommen legten die Piratensenderden Grundstein
für viele unabhängige Radiosender, die heute bestehen (vor allem, was die
Sendungsgestaltung angeht).
Der wahrscheinlich bekannteste Film über Piratensender (wenn
auch nicht unbedingt mit hohem dokumentarischen Wert) ist „Radio Rock
Revolution“. Der junge Carl wird als Erziehungsmaßnahme von seiner Mutter auf
ein „Offshoreradio“ zu seinem Patenonkel in die Nordsee geschickt. Neben der
großen Liebe findet er dort auch noch die Identität seines Vaters heraus. Und
obwohl der kleine Dampfer am Ende des Films in die Tiefen der Nordsee
sinkt, wird die Besatzung – wie
sollte es auch anders sein – von ihren Fans gerettet.
Offiziell hat zwar die britische Regierung gewonnen, aber
wer Sieger der Herzen ist, dürfte außer Frage stehen.