14.09.2012

Berlin Festival 2012 - ein Erlebnisbericht

Achja, der jute Tempelhof, kaum kommt man nach tausenden von Blogeinträgen endlich mal zur Ruhe
-BÄM!-
Neues Event aufm Tempelhofer Feld und ich kann die Finger einfach nicht still halten. Daher, hier für euch, the one & only ... BERLIN FESTIVAL (für mich übrigens eine Premiere)!


FREITAG



Als erster Act wurde Lay Low besichtigt. Die Musik der entzückenden Isländerin kannte ich dank eines Bekannten schon länger, sah sie vor einer Woche allerdings das erste Mal live. Es ist wahnsinnig was diese winzige Person, die lediglich mit einer Akustik-Gitarre auf der kleinen Week-Stage stand, für eine wahnsinnige Präsenz besaß. Es wurde ganz schnell ganz voll vor der Bühne - und das schon am frühen Nachmittag.


Danach kamen Daughter, von denen ich zwar nur die zweite Hälfte des Sets erleben durfte, das dafür  aber wunderschön war. Bis auf ein, zwei Lieder kannte ich vorher nichts der Band. Wie sonst bei mir üblich, wurde es dennoch nicht langweilig. Die Interaktion mit dem Publikum hat noch etwas gehakt (zu schnell, zu leise), die bescheidene Schüchternheit machte aber auch irgendwie sympathisch.


Yeeha, als nächstes war Kate Nash an der Reihe. Das der Sound nicht so der Hammer sein sollte, darauf war ich vorbereitet - Musik zu laut, Frau Nash zu quäksig, mehr am Schreien als am Singen. Man könnte jedoch auch sagen: Frau Nash goes Riot Grrl, das ist kein Nicht-Singen-Können, sondern ein Lieber-Schreien-Wollen, die gute Kate hat einfach 'ne Menge Wut loszuwerden und das geht nunmal nicht mit glockenheller Stimme und Adele-Schnulzen. Sag ich auch. Die Wahrheit liegt wahrscheinlich wie immer irgendwo dazwischen. Eine Sache ist jedoch unabdingbar: Wie die zarte Engländerin ohne Schutz (lediglich den Kabelhalter als Begleitung) einfach ins Publikum gelaufen ist und ihr Lied einfach in der Menschenmenge fertig gesungen hat, das, liebe Freunde, das war Punkrock!


Kate Nash direkt vor mir. Schöne Frau, oder?


Mein persönliches Highlight und letztendlich das Zünglein an der Waage bei der Entscheidung, die fast letzten 90 € für ein weiteres Festival zu opfern. Großartig! Phänomenal! Let there be Rock!

Ich bin Fanatikerin, ich bin voreingenommen.


Anschließend ging's nach kurzer Essens- und Trinkpause zum Ende von Frittenbude. Die haben fälschlicherweise schon eine viertel Stunde zu früh das Feld geräumt, sind kurz darauf aber mit der Nachricht, dass sie ja noch 15 Minuten spielen dürfen (wie sich das für professionelle Festivals gehört, ist der Zeitplan strikt einzuhalten...), noch einmal vor das erfreute Publikum getreten. Es hat zwar kein Acid geregnet, gut war's trotzdem. Und sogar der Kassenbon der Liebe (dunkler Strich im unteren Bild) wurde vorbildlich bis zu dessen Ende durchgereicht.


Kurzerhand noch einen Abstecher ins Poesie-Zelt im Art-Village gemacht und die Beatpoeten angetroffen.
Erst fingen zwei Mädels an, sich von ihren Stühlen zu erheben und zu tanzen - bald darauf haben einfach alle ihre Stühle zusammengeklappt, an die Zeltwand gestellt und den Zuschauerraum mal eben in einen ekstatischen Dancefloor verwandelt. Hat gefetzt!


Zum Schluss waren noch die Killers an der Reihe. Die Herren scheinen wohl zu ahnen, dass ihre besten Zeiten hinter ihnen liegen. Gespielt wurden vorwiegend Lieder vom Album Hot Fuss gespielt. Glück für mich, ich konnte fast immer mitsingen :) Nachdem als letzte Zugabe noch When you were young kam, war ich zufrieden.


Für den Club Xberg war dann zwar keine Energie mehr übrig, aber Samstag war ja noch ein Tag.

SAMSTAG



Den zweiten Festivaltag habe ich etwas später mit I Heart Sharks begonnen. Die Jungs haben mich nicht so ganz vom Hocker gerissen, ich musste aber auch kurz darauf weiter, um bei Bonaparte einen guten Platz zu bekommen. Übrigens: Heute Abend wurden die Jungs von I Heart Sharks in den Schrank von neoParadise verfrachtet.



Bonaparte haben mal wieder eine umwerfende Show hingelegt - im wahrsten Sinne des Wortes. Im Pit ging ordentlich die Post ab, aber wer hinfliegt, wird zum Glück immer gleich wieder aufgehoben. Neben Konfetti und Schweiß kam auch das Glitzer nicht zu kurz (vor allem das Glitzer, das in meinem Rucksack aufgegangen ist und auf das man in Teilen immer noch in der Wohnung stößt).
Beeindruckendes Bild: Zig durchgeschwitzte, rot-gesichtige Jungs und Mädels, Männer und Frauen sind ekstatisch am Pogen und schreien: Wir sind keine Menschen, wir sind Tiere! Merci!


Kraftklub! Nach vorherigem, intensivem Studium der weißen Vinyl-Platte herrschte fast 60%ige Textsicherheit meinerseits - was im Übrigen tolle Texte sind. Sympathische Jungs, coole Show, tanzwütiges Publikum. Hat Spaß gemacht.


Marsimoto wurde noch ganz knapp vor Beginn des Festivals angekündigt, ich hab's natürlich verpasst. Durch Zufall kam ich dann doch noch an der Zippo-Stage vorbei und konnte die letzte paar Lieder des Marteria-Alter-Egos noch mitnehmen. Von Anfang an wäre natürlich besser gewesen, aber so war's auch gut.


Zum Schluss wurde am Samstag dann auch noch dem Club Xberg ein Besuch abgestattet. Alle drei Acts - Mostly Robot (oberes B.), Modeselektor (unteres B.) und Totally Enormous Extinct Dinosaurs (leider kein Bild) - waren ziemlich gut, wobei Mostly Robot als eines der Highlights bei mir hängengeblieben sind. Die fünf Jungs wissen, was sie tun.





























Am nächsten Morgen hab ich's dann auch noch fast nach 12 Stunden Festival vor Anbruch der Dämmerung nach Hause geschafft.

Guten Morgen, Westhafen! Mach's gut, Berlin Festival!
Peace.

12.07.2012

Because last night belonged to Patti Smith

(Patti Smith -  Beneath the Southern Cross (live))





Wenn ich mit 65 auch nur halb so cool sein werde wie Patti Smith, dann kann ich nicht alles  falsch gemacht haben im Leben.
Am Mittwoch Abend wurde das Berliner Tempodrom in eine längst vergangene Zeit versetzt, in eine Zeit als Sex, Drugs & Rock 'n' Roll noch hielten, was sie versprachen, Peace & Love noch nicht zur verklärten Hippie-Romatik degradiert wurden und man fest an 'People have the Power' glaubte.
Patti Smith rockte - und rockte und rockte und rockte. Kommunikation mit dem Publikum gab's reichlich und die kurzen Pausen am Bühnenrand entschuldigte sie mit "I'm not doing drugs. It's just a nose-spray." Kann man jetzt glauben, muss man nicht. Ist am Ende auch egal. Wenn die alte Schule sich noch einmal die Ehre gibt, dann werden Lieder auch mal kurz vorm Refrain abgebrochen ('Because the night'), weil halt noch nicht alles passt. Dann wird alles passend gemacht und es kann ein zweites Mal angestimmt werden - der Stimmung tat's keinen Abbruch. Zum Schluss dann noch stilgerecht die Gitarrenseiten zerreißen und vorbei war das Berlin-Konzert der Godmother of Punk

Den einzigen Minuspunkt gibt's für den leider viel zu klein und viel zu unorganisiert aufgebauten Merch-Stand - wobei sich diesbezüglich der konsumgeile drängelnde Konzertgänger auch ein wenig an die eigene Nase fassen muss.

Auf dem Weg zur U-Bahn kamen wir dann noch am Seiteneingang vorbei und konnten direkt hinter der Absperrung noch einen Blick auf Ms. Smith auf dem Weg zum Tourbus erhaschen. Autogramme gab's zwar nicht, aber der Abend war trotzdem rundum gelungen.

Die Bilder sind in mieser Handyqualität, aber ich schleppe meine gute Kamera bestimmt nicht in eine Meute rockender Mittfünfziger. Das Video hat 'ne bessere Qualität, ist allerdings nicht von mir.


Peace.

10.07.2012

Something about: Piratensender

(The Kinks - You really got me (live))





























Auch wenn man beim Wort Pirat sofort an die bärtigen Typen mit Hinkebein denkt, ist im Laufe des letzten Jahrhunderts eine zweite Piratenkultur entstanden: Gekentert werden keine Schiffe mehr, sondern zahlreiche Funkmasten vorwiegend in Europa. Und anders als bei der normalen Piraterie, kann die breite Masse davon eigentlich nur profitieren.

Wie der Name schon vermuten lässt, senden Piratenradios ihre Beiträge schwarz – also ohne Lizenz. In Ausnahmefällen gibt es auch sogenannte „Störsender“, die auf der Frequenz eines anderen Programms senden und somit den eigentlichen Sender überlagern.
Obwohl die ersten Piratenradios historisch betrachtet (oder auch Piratensender, wie sie offiziell genannt werden) ihren Ursprung an der Grenze zwischen den USA und Mexiko hatten, entwickelten sich die klassischen Sender erst in den 60er Jahren in Großbritannien. Doch anders als in den USA ging es hierbei weniger um kommerzielle als vielmehr idealistische Motive. Die BBC (British Broadcasting Corporation) konnte die populäre ‚Massenkultur’ mit Rock ’n’ Roll und den Beatles einfach nicht mit ihrem von der Regierung auferlegten Bildungsauftrag vereinen. Und so blieb den vielen ambitionierten Sendungsmachern, die eben gerade an diese ‚unsinnige Musik’ ihr Herz verschenkt hatten, nichts anderes übrig, als sich ein Boot, ein Mikrophon und die Lieblingsplatten zu schnappen und hinaus aufs weite Meer zu segeln.
Diese ersten Piratensender, die sich fern auf hoher See befanden, wurden (und werden auch noch) „Offshoreradio“ genannt. Das Funken von See aus verschaffte zwei große Vorteile: zum einen war man relativ sicher vor staatlichen Zugriffen und zum anderen besaß man gerade im Wasser eine fantastische Erdung.

Natürlich breitete sich die neue Radiokultur vor allem über internationale Gewässer relativ zügig in weitere Teile Europas aus. Zu den ersten europäischen Piratensendern zählen Radio Mercur (1958) vor der Küste Dänemarks und Radio Veronica vor der niederländischen Küste. Die höchste Popularität in England erreichten Radio Caroline und Wonderful Radio, welche ab 1964 sendeten.
Da das Publikum vor allem aus jungen Hörern bestand, waren auch die Sendungen ähnlich gestaltet: Fetzige Werbejingle, coole Moderatorensprüche und DJ’s mit Popstar-Status (z. B. Kenny Everett, John Peel oder Johnnie Walker).
Wie immer hatte auch die Wissenschaft keinen unwesentlichen  Anteil an der Verbreitung der illegalen Sender. Das Transistorradio kam ungefähr zeitgleich aus dem technischen Uterus geschlüpft und ermöglichte eine örtliche Ungebundenheit.
Diese Aufmüpfigkeit halbgewalkter Jugendlicher mit unschönem Musikgeschmack konnte das britische Parlament natürlich nicht einfach so hinnehmen. Taten sie auch nicht.

Der Marine Broadcasting Offences Act wurde erlassen und führte zum Einstellen fast ausschließlich aller Sender. Einzig Radio Caroline hielt noch einige Jahre durch, bis auch das  1968 seine Segel hisste und nach Holland aufbrach.
Selbst wenn damit der große Piratensender-Boom ein frühzeitiges Ende erfuhr, sind solche Sender auch heut noch allgegenwärtig. Allerdings haben sich die Arten mit den Jahren etwas differenziert.

Mittlerweile unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Sendeintentionen. Zunächst gibt es natürlich immer noch Leute, die versuchen aus der ganzen Geschichte einen kommerziellen Nutzen zu ziehen. Es kann sehr förderlich für das Sparschwein sein, wenn man  zwar Geld für die Werbungen einnimmt, die man schaltet, allerdings keine Abgaben für die Sendelizenz zu tätigen hat. Zusätzlich gibt es noch Sender, die politische Botschaften vermitteln wollen und Einzelpersonen, die vom Tüfteln und der Technik einfach so begeistert sind, dass sie es selber mal ausprobieren möchten.

Im Grunde genommen legten die Piratensenderden Grundstein für viele unabhängige Radiosender, die heute bestehen (vor allem, was die Sendungsgestaltung angeht).

Der wahrscheinlich bekannteste Film über Piratensender (wenn auch nicht unbedingt mit hohem dokumentarischen Wert) ist „Radio Rock Revolution“. Der junge Carl wird als Erziehungsmaßnahme von seiner Mutter auf ein „Offshoreradio“ zu seinem Patenonkel in die Nordsee geschickt. Neben der großen Liebe findet er dort auch noch die Identität seines Vaters heraus. Und obwohl der kleine Dampfer am Ende des Films in die Tiefen der Nordsee sinkt,  wird die Besatzung – wie sollte es auch anders sein – von ihren Fans gerettet.



Offiziell hat zwar die britische Regierung gewonnen, aber wer Sieger der Herzen ist, dürfte außer Frage stehen.

Peace!

07.02.2012

Check Out: 'Feel Good Inc.' meets Loop-Station



In einer der kommenden funkUp-Sendung wird es um gelungene Coverversionen gehen. Während der Vorbereitung wurde ich auf folgendes Goldstück aufmerksam gemacht (danke Anne!):









Und hier ein persönlicher Aufruf an alle Mütter und Väter dieser Erde:


Hört auf eure Kinder zum Fußball- oder Ballettunterricht zu schicken; kauft ihnen eine Loop-Station verdammt!


P-p-p-p-peace :D

06.02.2012

Monday Tunes #1: The Bangles - Manic Monday (acoustic)





Classic!

Auf eine gute Woche. Cheers!


...

& Peace, of course! :D

Kings Of Leon - Only by the Night (2008) & Come Around Sundown (2010)

(Kings Of Leon - Closer)




Stranded in this spooky town,
stoplights are swaying and the phone lines are down.


Was so gut anfing, konnte natürlich nicht lange so weitergehen (wäre ja auch zu schön gewesen... ).
Ein Reisebericht über anderthalb Stunden lässiger Basslines, fehlender Spannung, wenigen Highlights und Jammern auf höchstem Niveau (und Ton) -
anderthalb Stunden mit den Kings of Leon.


Im Grunde stand mein Bild von den Herren Könige vor gut drei Jahren schon fest:
Ganz nett, am besten an nebligen Tagen zu hören, auf Dauer aber eher nervig.
Nachdem dann Ende 2010 die Veröffentlichungen von Radioactive und Pyro anfingen an meiner vorher so schön konstituierten Kings-of-Leon-Meinung zu kratzen, nahm ich mir vor, den Jungs noch eine Chance zu geben.

Only by the Night hat sich letztendlich so angehört, wie es Sex on Fire und Use Somebody vermuten ließen: viel Gitarre, in starken Momenten energisch und sehr, sehr, sehr gefühlvoll. Ausgehend von den Verkaufszahlen scheint es genug schmachtende Seelen da draußen zu geben, die gar nicht genug von diesem vielen Gefühl bekommen können - und obwohl ich mich bis eben noch selbst dazu gezählt hätte, wurde ich eines Besseren belehrt: Ja, es gibt 'zu viel Gefühl'. Und zwar dann, wenn das eigentliche Singen in konstantes Jammern und Jaulen übergeht.
Es ist Sonntagabend, mein Kopf schmerzt vor Sauerstoffmangel und vielleicht reagiere ich gerade über, aber bis auf Closer (eigentlich das Lied für einen Twilight-Soundtrack), Use Somebody, Be Somebody und Cold Desert war das für mich ein Schuss in den Ofen.

Mit Come Around Sundown war glücklicherweise Besserung in Sicht.

(Kings Of Leon - Radioactive)






And when they clash and come together and start rising,
just drink the water, where you came from.

Zwar könnte ich dieses Album auch problemlos auf vier Lieder reduzieren (Radioactive, Pyro, The Immortals und Pickup Truck), allerdings sind die in der Summe dann auch um Einiges besser als ihre vier Vorläufer. Die beiden Bonus-Remixe von Closer und Radioactive heben zum Ende hin nochmal die Stimmung, wobei auch das nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist.

Meine Nerven scheinen mit der Überforderung vom Dauer-Jammer-Caleb jedoch nicht allein zu sein: Am Ende von Come Around Sundown gibt er während Pickup Truck selber zu: '[I] Hate to be so emotional'.
Also Caleb, Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung. In dem Sinne:
Ab und zu einfach mal den Arsch zusammenkneifen, den Schmerz runterschlucken und mit der Stimme unten bleiben - die Background-Beats habt ihr auf jeden Fall raus!


So, dieser einzigartige Doppelpost (und das ist wörtlich gemeint; ich denke nicht, dass es eine Wiederholung geben wird) ist zugleich der Auftakt in ein neues Jahr voller Musik und meinem dazugehörigen Senf nach der Winterpause - stay tuned!

Peace ... and out :D